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Eisenbahnpark Wustermark Rangierbahnhof –
Forum der Industriekultur

Exposé

Historia Elstal e.V. (Hrsg.)
Thomas Dempwolf (Text und Konzept)


Inhalt

Geleitwort des Bürgermeisters der Gemeinde Wustermark

Einführung

So oder so ähnlich …

Der Standort

Warum ein Eisenbahnpark Wustermark Rangierbahnhof als Forum der Industriekultur?
Wo liegt der Rangierbahnhof Wustermark?
Der Rangierbahnhof Wustermark und der Ortsteil Elstal
Der Rangierbahnhof Wustermark
Die Eisenbahnersiedlung

Das Konzept

Eisenbahnpark Wustermark Rangierbahnhof als Forum der Industriekultur
1 Lok- und Zugbetrieb
2 Dampfbetrieb
3 Güterverkehr
4 Stromversorgung
5 Ver- und Entsorgung mit Wasser
6 Wartung und Reparatur
7 Verwaltungs- und sonstige Gebäude
8 Die Eisenbahnersiedlung

Aufruf zur Zusammenarbeit

Dank / Impressum


Geleitwort des Bürgermeisters der Gemeinde Wustermark

Die beinahe 100-jährige Geschichte des Rangierbahnhofs Wustermark gibt Zeugnis von der wechselvollen und dennoch immer dynamischen Entwicklung im engeren Verflechtungsraum westlich von Berlin. Die Spuren politischer Umwälzungen, der Veränderung der Rahmenbedingungen für ganze Branchen in Industrie und übriger Wirtschaft, der Verlagerung des Güter- und Personenverkehrs und der Orientierung an der jeweiligen geografischen Lage und Ausdehnung der Märkte sind nach wie vor auf dem weiten Areal des Bahnhofs und im Ortsteil Elstal anschaulich abzulesen.

Wenn dieser Traditionsstandort derzeit wirtschaftlich auch vergleichsweise gering belebt ist, so lehrt die Vergangenheit uns, dass durch eine Neuorientierung auch wieder Chancen erwachsen. Eine von der Gemeinde Wustermark in Auftrag gegebene und vom Land Brandenburg bezuschusste Bestands- und Entwicklungspotentialanalyse liegt seit Februar dieses Jahres vor und wurde inzwischen von der Gemeindevertretung abgenommen. Diese umfassende, von der asenticon AG (Potsdam) erstellte Studie schließt alle wesentlichen Standortbedingungen auf und ist damit Grundlage für weiterzuverfolgende Aufgaben und für Unternehmensentscheidungen. Die erste Resonanz lässt berechtigte Hoffnungen zu, dass der Standort in naher Zukunft wieder mehr insbesondere verkehrspolitische Bedeutung erfährt. Auch die in den vergangenen Jahren unweit des Bahnhofs entstandenen Entwicklungsbereiche dürften bei entsprechender Vernetzung dazu beitragen.

Zum passenden Zeitpunkt erscheint nun ebenfalls die vorliegende Broschüre mit anschaulichen Darstellungen zur Geschichte des Rangierbahnhofs. Im Namen der Gemeinde Wustermark danke ich dem Verein Historia Elstal e.V. für seine Mühe bei der Erstellung und sein Engagement zur Verwirklichung musealer Projekte. Der Erhaltung prägender technischer und baulicher Anlagen soll und muss auf dem Gelände gebührender Platz eingeräumt werden.

Wustermark im Mai 2005
Bernd Drees, Bürgermeister

Einführung

So oder so ähnlich … könnte ein Tag auf dem Eisenbahnpark Wustermark aussehen

Mit dem typischen langgezogenen hellen Pfiff der Dampflok beginnt für die Besucher ein neuer Tag im Eisenbahnpark Wustermark Rangierbahnhof. Während die angestellten Bahner im Rangierbetrieb und Wartungsdienst schon einige Stunden arbeiten, brechen die Gäste nach einer erholsamen Nacht im wieder aktivierten Übernachtungsgebäude auf:
Gut besucht ist heute der Lokschrauberlehrgang im großen Ringlokschuppen mit anschließender Bekohlung und Rundfahrt auf dem Parcours des Eisenbahnparks. Auf dem Programm der Leipziger Schulklasse steht am letzten Tag ihres Bildungsurlaubs die Geschichte der Elektrizitätsversorgung. Im alten Dieselkraftwerk kann die frühe dezentrale Stromversorgung erlebt werden, gleichmäßig treibt der große Dieselmotor über das wuchtige Schwungrad den Generator an. In didaktisch aufbereiteten Einheiten lernen die Schüler die Geschichte der elektrischen Netzwerke kennen bis in die heutige Zeit, in der wir uns ein Leben ohne Strom nicht mehr vorstellen können. Nachmittags können sie wählen zwischen einem Schnupperkurs im Modellbau oder Schmieden bzw. einem geführten Naturlehrpfad zu den Pflanzen, die sich an diesem geschichtsträchtigen Verkehrsknotenpunkt angesiedelt haben. Den freien Abend werden viele in Berlin verbringen, bevor es am folgenden Morgen wieder nach Hause geht. Dann werden in Wustermark die Wochenendbesucher erwartet …

Der Standort

Warum ein Eisenbahnpark Wustermark als Forum der Industriekultur?

Die Entwicklung der Eisenbahn als ein Motor der industriellen Revolution hat das Gesicht Deutschlands verändert wie keine andere technische Errungenschaft zuvor. Bis heute gibt es in Deutschland keine museale Nutzung einer ehemaligen Bahnbetriebsanlage, in der die Rolle der Eisenbahn als Leittechnologie der Industrialisierung und Verkehrsmittel im Mittelpunkt steht.

Eine einmalige Möglichkeit hierzu bietet sich auf dem Gelände des ehemaligen und fast stillgelegten Verschiebebahnhofs Wustermark vor den Toren Berlins. Bei seiner Eröffnung im Jahr 1909 war er mit einer Ausdehnung von 4,5 Kilometern Länge und 500 Metern Breite der modernste und größte seiner Art in Deutschland. Aufgrund seiner Lage, seines unverfälschten Erhaltungszustandes und der angrenzenden Eisenbahnersiedlung Elstal ist dieser Standort wie kein anderer dafür prädestiniert Forum der Industriekultur zu werden.

Hier ist sichtbar: Durch den Güterverkehr auf der Schiene wurde ein Aufstieg der Stadt Berlin zur europäischen Industriemetropole erst möglich. Hier bietet sich Gelegenheit für einen einmaligen Erlebnispark, in dem Geschichte in authentischer Umgebung erfahrbar ist und in dem Technik in Funktion erlebt werden kann. Mit diesem Exposé stellen wir unseren Vorschlag für eine neue Nutzung von Teilen des Rangierbahnhof Wustermark zur Diskussion.



Wo liegt der Rangierbahnhof Wustermark?

Der Rangierbahnhof Wustermark liegt in der Gemeinde Wustermark (Landkreis Havelland) im Ortsteil Elstal.
Die Gemeinde liegt 12 Kilometer westlich von Berlin-Spandau und 20 Kilometer nördlich von Potsdam. Im Umkreis von 50 Kilometern leben mehr als 4 Millionen Einwohner, an die sich das Angebot eines Eisenbahnpark Wustermark als potentielle (Tages-) Besucher richtet. Für überregionale Gäste ist die verkehrsgünstige Anbindung abseits der Städte attraktiv. Mit einem Kurzurlaub kann nicht nur das Angebot vor Ort erschlossen werden, sondern es bieten sich Exkursionen in die alte preußische Residenzstadt Potsdam und die Bundeshauptstadt Berlin an. Naturliebhaber lockt das idyllische Havelland und das Angebot für Technikinteressierte wird komplettiert durch zahlreiche brandenburgische Museen der Technik im näheren Umkreis.

Die Einwohnerzahlen in der Gemeinde Wustermark und des Ortsteils Elstal sind nach der Wiedervereinigung Deutschlands beständig gestiegen. Heute leben ca. 7.400 Einwohner in Wustermark, davon etwa 3.000 in Elstal. Hier wurde ein Designer Outlet Center mit angrenzendem Gewerbegebiet und das Güterverkehrszentrum errichtet. Der Schwerpunkt der angesiedelten Unternehmen ist die Bewirtschaftung von Absatzmärkten. Mit zwei Hochschulen, der „German Film School“ und der Hochschule des „Bundes der Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinden Deutschlands“, kann der Ortsteil Elstal eine wohl einmalige Dichte an Hochschulen vorweisen.



Der Rangierbahnhof Wustermark und der Ortsteil Elstal

Im Ortsteil Elstal sind 100 Jahre deutscher Geschichte nachvollziehbar: Der Rangierbahnhof Wustermark grenzt an die Eisenbahnersiedlung Elstal. Diese beiden denkmalgeschützten Bereiche stellen ein historisches Gesamtensemble dar, an dem sich die Industrialisierungs- und Verkehrsgeschichte Berlins und der Mark Brandenburg sowie das Siedlungswesen der Eisenbahner widerspiegeln. In der benachbarten und unikat erhaltenen Stahlhaussiedlung ist der experimentelle Wohnungsbau der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts dokumentiert.

Ebenfalls zum Ortsteil Elstal gehört das ehemalige Olympische Dorf von 1936, das wegen seiner besonderen historischen und künstlerischen Bedeutung unter Denkmalschutz steht. Seine wechselvolle Geschichte begann als „Dorf des Friedens“, setzte sich fort als kasernenartige Ausbildungsstätte der Wehrmacht und wurde nach dem Krieg von der Roten Armee als Wohnstätte für Offiziere und deren Familien genutzt.

Zum Magnet für Erholungssuchende gerade aus Berlin wird sich in naher Zukunft das an Elstal grenzende Naturschutzgebiet der Döberitzer Heide entwickeln:
Auf dem ehemaligen Truppenübungsgelände errichtet die Sielmann-Stiftung einen Natur- und Erlebnispark, u.a. sollen hier Wisente und auch Wildpferde (Przewalski-Pferde) angesiedelt werden.



Der Rangierbahnhof Wustermark

Der Verschiebebahnhof Wustermark wurde am 1. Mai 1909 zur Versorgung der sich entwickelnden Industriemetropole Berlin in Betrieb genommen. Hier wurden die Waren von und nach Berlin aus dem Ruhrgebiet, den Nordseehäfen Hamburg und Bremerhaven sowie West-Mecklenburg umgeschlagen. Der Bahnhof präsentiert sich mit einer ansprechenden Industriearchitektur im Stil der norddeutschen Backsteingotik. Erhalten ist ein beeindruckendes Ensemble eines Bahnhofs aus der Blütezeit der deutschen Bahnen: Dazu zählen die notwendigen Einrichtungen für den Betrieb von Dampflokomotiven, der imposante 56 Meter hohe Wasserturm, Wasserkräne, eine in der vorhandenen Form einzigartige Bekohlungsanlage sowie ein funktions- und nutzungsfähiger Ringlokschuppen mit Drehscheibe. Darüber hinaus verfügte der Bahnhof über eine autarke Versorgungs- und Entsorgungsinfrastruktur, die nach wie vor erlebbar ist. So zeugt eine biologische Kläranlage von dem wachsenden Umweltbewusstsein nach der Jahrhundertwende. Herausragendes Industriedenkmal und Teil dieser Infrastruktur ist das älteste erhaltene Dieselkraftwerk Deutschlands mit einem Maschinensatz aus der Gründungszeit des Bahnhofs. Einzigartig ist der originale Erhaltungszustand des imposanten stationären Dieselmotors aus der ersten Generation der Dieseltechnik.

Auf dem heute 3,5 Kilometer langen und ca. 500 Meter breiten Gelände sind sieben Stellwerke und schätzungsweise 58 Kilometer Gleise vorhanden.
Bis 1992 arbeiteten hier ca. 1200–1300 Personen, danach wurde der Betrieb bis zum Jahr 2001 weitgehend abgewickelt. Heute findet nur noch eingeschränkter Rangierbetrieb statt.



Die Eisenbahnersiedlung

In unmittelbarer Nähe zum Bahnhof befindet sich die Eisenbahnersiedlung Elstal, deren Errichtung notwendig wurde, weil der aufreibende Schichtdienst der Eisenbahner eine Wohnortnähe zwingend erforderlich machte. Zwischen 1919 und 1936 wurden hier etwa 400 Wohneinheiten in einer Gartenstadt, unter anderem nach Entwürfen des Architekten Richard Brademann errichtet. Die vollständig erhaltene Eisenbahnersiedlung zeugt von Größe und Reichtum sowie von der sozialen Verantwortung der Bahn für ihre Beamten, Angestellten und Arbeiter. Gleichzeitig ist jedoch in der Siedlung die soziale Hierarchisierung in der baulichen Überlieferung erfahrbar. Zur Eigenversorgung der Bewohner gehörten zu jeder Wohnung ein Stück Land, auf das vier Obstbäume gepflanzt wurden.

Das rege Vereinsleben wird heute noch geprägt durch den Eisenbahner Sportverein Lokomotive Elstal, der aus der 1921 gegründeten Reichsbahnsportgemeinschaft Elstal-Wustermark hervorging sowie der Freiwilligen Feuerwehr.


Das Konzept des Eisenbahnpark Wustermark Rangierbahnhof als Forum der Industriekultur

Teile des Wustermark Rangierbahnhof haben aufgrund ihres guten Erhaltungszustandes alle Kapazitäten, folgenden Ansprüchen an ein publikumswirksames Forum der Industriekultur gerecht zu werden.

Authentizität: Durch das Ensemble aus der Zeit der Industrialisierung, das bis zum Jahr 2000 noch in Funktion war.

Konkretheit: Durch die Lage der Anlage vor den Toren Berlins, betrieben zur Versorgung der Stadt und zur Auslieferung der dort hergestellten Industriegüter.

Sinnliche Erfahrbarkeit: Durch sich bewegende Maschinen und Anlagen, sei es im Lok- und Rangierbetrieb oder als Dieselmotor.

Bildung: Durch die Darstellbarkeit der Rolle der Bahn als Motor der industriellen Revolution und der damit verbundenen Fortschritte in Werkstoffprüfung und Maschinenbau. Deutlich wird der Einfluss der technischen Entwicklung auf den Verlauf der sozialen Geschichte.

Hier ist ein erlebnisorientierter Besuch bei gleichzeitiger Bewahrung und Nutzung der authentischen Umgebung und Technik möglich.

Alle Funktionen, die einen Rangierbahnhof ausmachten, sind erhalten und weitgehend auch vorführbar.
Daher stellen wir die Darstellbarkeit dieser Funktionen in den Mittelpunkt der Ausgangsüberlegungen für ein (teil-) museales Konzept.

1. Lok- und Zugbetrieb

Ein Lok- und Zugbetrieb auf dem Bahngelände ist aufgrund der weitgehend erhaltenen Gleisanlagen nach wie vor möglich.
Zur Unterbringung der Lokomotiven eignet sich der gut erhaltene Ringlokschuppen I mit 20 Ständen und einer funktionsfähigen Drehscheibe (Durchmesser: 23 Meter). Das Gleisnetz des Bahnhofs war von hier aus befahrbar, bis die Verbindung wegen des Fußgängerweges und des neu errichteten Park & Ride-Parkplatz für den Personenbahnhof Elstal unterbrochen wurde.
Um das weitläufige Gelände für Besucher besser zu erschließen, wäre der Betrieb eines historischen Personenzuges sinnvoll. Angefahren werden könnten Haltepunkte an der Kläranlage, am Lokschuppen/Übernachtungsgebäude, am Stationsgebäude, an den Rangierstellwerken und an der Umladehalle (H1–H5).

2. Dampfbetrieb

Auf dem Rangierbahnhof Wustermark sind alle Einrichtungen vorhanden, die für einen Betrieb von Dampflokomotiven notwendig wären:
Der weithin sichtbare Wasserturm und Wasserkräne zum Befüllen der Dampfloks. Eine in Brandenburg einzigartige Bekohlungsanlage mit Lagerflächen für ca. 1000 Tonnen Steinkohle. Der Hochbunker aus den 1960er Jahren diente zur maschinellen Befüllung der Lokomotiven. Daneben war die ursprüngliche manuelle Bekohlung, wie sie aus den frühesten Aufzeichnungen des Bergbaus bekannt ist, bis Mitte der 1980er Jahre in Betrieb: Die Tender der Lokomotiven konnten über eine „Sturzbühne“ mit vierrädrigen schienengeführten Karren, den sogenannten Hunten, befüllt werden. Ein Sandtrocknungsofen zur Aufbereitung des feinkörnigen Lokstreusandes, der getrocknet und gesiebt den Dampfloks zur Erhöhung der Reibung beim Anfahren und bei Gefahrenbremsung diente. Ein Restaurierungskanal mit Schlackeaufzug zur Entsorgung von Schlacke und Flugasche aus den Dampflokomotiven.

3. Güterverkehr

Der Güterverkehr bestand aus der Auflösung und Bildung von Zügen sowie dem Umladen von Stückgut:
Das zentral gelegene und gut erhaltene Rangierstellwerk „Rs V“ ist mit dem integrierten Ablaufberg geeignet, die Auflösung und Bildung von Zügen zu demonstrieren. Dieser Betrieb ist von dem exponierten Turm des benachbarten Stellwerks „Rs IV“ gut zu beobachten. Seit Mai 2004 wird „Rs IV“ von einer Freizeitgruppe des Bahnsozialwerks aus Elstal gepflegt und instand gesetzt. Die Verladung des Stückgutes fand in der großen Umladehalle statt. In dem 180 Meter langen Gebäude befinden sich vier Gleise. In östlicher Richtung schließen sich die zwei überdachten, aber seitlich offenen Gleise der Feuerrampe an. Im westlich gelegenen Bereich des „Umladers“ kann symbolisch die Verladung von Stückgut dargestellt werden. Ansonsten ist die relativ gut erhaltene Halle prädestiniert zur Unterbringung von Fahrzeugen.

4. Stromversorgung

Herzstück und herausragendes Denkmal des Bahnhofs ist das alte Dieselkraftwerk aus dem Jahr 1908. An diesem historischen Ensemble aus der frühen Zeit der Stromerzeugung ist die Geschichte der Stromversorgung auf dem gesamten Bahngelände von ihren Anfängen bis heute dokumentiert und anschaulich darstellbar:
Deutschlands ältester an seinem ursprünglichen Produktionsort aufgestellter Dieselmotor (Vorführbetrieb ist technisch möglich), angeschlossener Drehstromgenerator,
historische Schalttafel, bestehend aus sieben Marmorplatten mit aufgesetzten Zeigerinstrumenten in Messinggehäusen und Instrumenten aus der Frühzeit der Drehstromerzeugung, Unterwerke von 1909, zur Verteilung des Stroms an entfernt gelegene Verbraucher, Trafohäuschen von 1971, gebaut im Zuge der Verlegung der Stromkabel unter die Erde.
Einige Schaltanlagen im alten Kraftwerk, u.a. für den Lichtstrom des Bahnhofs, sind nach wie vor in Betrieb. Das architektonisch ansprechend gestaltete Kraftwerksgebäude eignet sich sowohl für Vorführungen als auch für Ausstellungen und Veranstaltungen.

5. Ver- und Entsorgung mit Wasser

Der Bahnhof verfügt über einen vollständig darstellbaren Kreislauf des Wassers von der Förderung über die Speicherung bis hin zur Entsorgung. Vorhanden sind:
Ehemalige Pumpstation im alten Dieselkraftwerk, ein Tiefbrunnen und ein Sammelbrunnen, Wasserturm mit einer Höhe von 56 Metern, Wasserkräne zur Befüllung der Dampfloks,
biologische Kläranlage aus dem Jahr 1908, mit zwei Hochbrunnen und einer Verrieselungsanlage, bestehend aus Tropfkörpern, die mit Lavagestein (versetzt mit Mikrobakterien) bestückt sind.
Wenn es auch nicht sinnvoll ist, den Wasserturm wieder in Funktion zu setzen, so eignet sich das weithin sichtbare Wahrzeichen und architektonisch anspruchsvolle Gebäude u.a. als Aussichtsturm mit einem Blick bis nach Berlin-Mitte zum Fernsehturm am Alexanderplatz.

6. Wartung und Reparatur

Im Bahnbetriebswerk (Bw) und im Bahnbetriebswagenwerk (Bww) des Rangierbahnhofs wurden alltäglich anfallende Wartungs- und Reparaturarbeiten vor Ort erledigt. Die Gebäude dieser Infrastruktur sind nach wie vor erhalten:
Wagenreparaturhalle mit zwei Gleisen à 60 Meter sowie angrenzende Werkstattgebäude, alte Werkstatt mit der Wagenachssenke und der Schmiede, neue Werkstatt mit der ehemaligen Gießerei und Dreherei, Wartung und Reparaturen der Loks im Ringlokschuppen I.
Diese Gebäude geben Raum für eine Bandbreite von handwerklichen Aktivitäten, die mit der Bahn in Verbindung stehen bzw. standen. Auch können hier Workshops für die Besucher angeboten werden.

7. Verwaltungs- und sonstige Gebäude

Zu den im Stil der historisierenden norddeutschen Backsteingotik ansprechend gestalteten und gut erhaltenen Gebäude zählen:
Die Kantine mit großen Räumen im Erdgeschoss, das alte Übernachtungsgebäude mit ursprünglich 76 Betten (für Lokpersonal) mit Sauna und sanitären Einrichtungen
(noch teilweise genutzt), das bis heute genutzte Stationsgebäude, eine Reihe weiterer Gebäude, wie die alte Hochbaumeisterei, Aufenthaltsgebäude etc., die bei Bedarf nutzbar wären.
Übernachtungsgebäude und die alte Kantine könnten bei einem Angebot von Aktivitäten rund um die Bahn und die Bahngeschichte in ihrer ursprünglichen Funktion genutzt werden. In anderen Gebäuden ist es möglich, Seminarräume einzurichten oder in ihnen beispielsweise eine Modelleisenbahnanlage zu zeigen.

8. Die Eisenbahnersiedlung

Rangierbahnhof und Eisenbahnersiedlung stellen einen historischen Zusammenhang von Arbeit und Wohnen dar, wie ihn das 19. und 20. Jahrhundert hervorgebracht haben. Seit Stilllegung des Rangierbahnhofs verändert sich auch die Struktur der Bewohner der Eisenbahnersiedlung. Ein umfassender Denkmalschutz bewahrt das geschlossene Erscheinungsbild dieser alten Werkssiedlung im Grünen.

Von Leerstand betroffen sind die Mehrfamilienhäuser, die vom Eigentümer nicht vermietet werden. Die alten Reihenhauswohnungen werden zum Verkauf angeboten und von den Erwerbern saniert. Hier wäre zu erwägen, eine Wohnung mit Stallung und Gartenanlage als Musterhaus herzurichten und dem Publikumsverkehr zu öffnen.


Aufruf zur Zusammenarbeit

Sehr geehrte Damen und Herren,

dieses Exposé haben Sie als Eigentümer, politisch Verantwortlicher, Investor, als Experte oder als Betroffener vor Ort erhalten. Wir denken, dass ein Eisenbahnpark Wustermark Rangierbahnhof – Forum der Industriekultur, verwirklicht in Teilbereichen des Bahngeländes, neben einer gewerblichen Nutzung eine einmalige Möglichkeit für ein bundesweit einzigartiges und publikumswirksames Projekt darstellt. Als Entscheidungsträger innerhalb der Deutschen Bahn AG und der Gemeinde Wustermark möchten wir zuallererst Sie für das Projekt des Eisenbahnparks gewinnen. An diesem Standort ist eine Beteiligung von verschiedenen gesellschaftlichen Institutionen und Initiativen möglich. So streben wir eine Mitwirkung von Brandenburger Hochschulen an, um in interdisziplinärer Arbeit vor Ort das Projekt schrittweise zu entwickeln. Wir bitten das Deutsche Bahn Museum Nürnberg und das Deutsche Technikmuseum Berlin um fachliche und logistische Unterstützung für ein Projekt, das eine Ergänzung der bisherigen Angebote darstellt. Unser Aufruf richtet sich auch an die ver-schiedenen Initiativen von Eisenbahnfreunden, sich in die Diskussion einzubringen und, bei Umsetzung des Konzepts, die Kapazitäten auf dem Rangierbahnhof zu nutzen. So könnte ein Projekt entstehen, dessen Ausstrahlungskraft weit über die Grenzen Brandenburgs und Berlins hinaus wirkt.

Berlin/Elstal im Mai 2005.


Dank

Besonderer Dank geht an die Hans-Böckler-Stiftung für die Finanzierung der redaktionellen Arbeit, an Christian Bedeschinski und Bernd Neddermeyer, die mit ihrem Bildband „Der Rangierbahnhof Wustermark und die Eisenbahnersiedlung Elstal“, Berlin 2004, umfangreiches Material veröffentlicht und für dieses Exposé zur Verfügung gestellt haben (www.eisenbahn-verlag.de).



Impressum (gedruckte Ausgabe)
Herausgeber:
Historia Elstal e.V., Ernst-Walter-Weg 40, OT Elstal, 14641 Wustermark
www.historia-elstal.de

Text und Konzept:
Dipl. Rest. Thomas Dempwolf (Restaurierung und Denkmalpflege) in Zusammenarbeit mit Historia Elstal e.V.


Fotos:
Christian Bedeschinski (CB)
Winfried Libera (WL)
Thomas Dempwolf (TD)
Zentrale Bildstelle der Deutschen Reichsbahn, Sammlung Stertz (ZBDR)


Die Rechte der Abbildungen liegen bei den Fotografen:
Christian Bedeschinski, Winfried Libera, Thomas Dempwolf.
Nachdruck nur mit Genehmigung der Fotografen.

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Forum der Industriekultur
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Lok- und Zugbetrieb
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Dampfbetrieb
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Güterverkehr
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Stromversorgung
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Ver- und Entsorgung mit Wasser
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Wartung und Reparatur
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Verwaltungs- und sonstige Gebäude
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Die Eisenbahnersiedlung